So - es ist ja immer so eine Sache mit Ankündigungen - daher unter Vorbehalt: Ich will noch eine abschließende Rückschau über den gestrigen Tag schreiben über zwei neue Projekte berichten, die wir gestern entwickelt haben. Einmal die Gipfelblogger vor der Fotowand vor der Preisverleihung:
Dann das ganze noch einmal mit Susan Grant, Executive Vice President CNN News Services - die das Bild unbedingt für ihren Facebook-Account haben will
Ein paar Party-Bilder sind hier bei Sebastian zu finden, ich kann mich aufrichtig gerade nicht daran erinnern, ob ich noch welche gemacht habe, es soll aber auch noch ein paar Videos von der anschließenden Party im Hotelzimmer geben, die aber zunächst noch durch die Zensur müssen und dann vermutlich nie öffentlich gezeigt werden dürfen - Wie gesagt, mindestens zwei Beiträge sollten noch kommen, ich bedank mich schon mal im Namen des gesamten Gipfelblog-Teams bei den Mitlesern - bis zum nächsten Projektblog!
Am 18. ist ja die Preisverleihung in München, als CNN-nominierte Nachwuchsjournalisten sehen wir es natürlich als unsere Pflicht, von dem Ereignis live zu bloggen (sofern wir Netz und Notebooks an den Start kriegen), vielleicht reaktivieren wir auch den Twitter-Feed, mal schauen.
G8-Gipfel? Auch schon wieder einen Monat her. Was war da noch? Irgendwas mit George Bush und Klima, oder so. Angie, die große Gewinnerin. Gute Stimmung der Großen im Strandkorb - die Bilder, die die Bundesregierung und das Land Mecklenburg-Vorpommern vorzeigen wollten.
Wir gehörten auch zu den Leuten mit den gelben Bändchen, die das Pressezentrum bevölkerten. Genauer gesagt, sogar zu denen, die es sogar ab und zu verließen. Wir waren uns natürlich schon im Vorfeld bewusst, dass es sich bei dem Gipfel vor allem um ein Medienereignis handelt. Dieses im vollen Ausmaß dann mitzuerleben, ist aber dann doch noch mal was anderes. An die Klassentreffensatmosphäre - wenn tausende Journalisten vor Ort sind, läuft man im Pressezentrum dauernd näher und entfernter bekannten Kollegen über den Weg - in Journalistenhausen hätte ich vorher nicht gedacht.
Dass man im Pressenzentrum angenehme technische und organisatorische Rahmenbedingungen gestellt bekommen würde, dafür aber vom eigentlichen Geschehen weit weg sein würde, war auch schon vorher klar. Trotzdem erstaunlich: Wie wenig Zeit die Tagsordnung der Politiker lässt, wenn man ihre diversen Foto-Termine abzieht. Wie die deutsche Delegation mit Vorliebe zu ausgewählten Edeljournalisten spricht und zu jenen von kleineren Medien, die vorher dem Bundespresseamt lange genug in den Ohren gelegen habe. Wie schwierig es tatsächlich ist, auch von vor Ort einigermaßen einen Überblick über das Geschehen zu behalten - Termine überschneiden sich, Demonstrationen finden an verschiedenen Orten statt, Konfrontationen ereignen sich unerwartet, Sicherheitskontrollen und Straßenblockaden verhindern, dass man als Journalist zwischen den einzelnen Schauplätzen hin- und herrauscht. Zumal, wenn man zwischendurch immer noch sein Medium mit aktuellen Berichten bedienen muss. Da erscheint der Personalaufwand etwa der Fernsehsender schon gerechtfertigt, man kann nachvollziehen, warum sich Kollegen für den Überblick viel auf dpa verlassen - von einigen kritisiert und mit den bekannten Folgen.
Als Gipfelblogger weder mit dem Anspruch der Objektivität noch mit dem der Vollständigkeit angetreten, müssen wir uns da keine Vorwürfe machen. Und auch die angedrohte Superselbstreferentialität haben wir dann doch auf ein einigermaßen gesundes, blogübliches (unvermeidliches) Niveau beschränkt. Aber im Nachhinein sieht man natürlich doch, was wir im Gipfelblog besser hätten machen können, ein paar zusätzliche Ressourcen (wie wir sie ursprünglich eingeplant hätten) vorausgesetzt: Mehr nach draußen, mehr Überblick über die Verlautbarungen der einen wie der anderen Seite, mehr das aggregieren, was andere Medien Sinnvolles bringen, mehr Inhaltliches überhaupt, am Ende nicht noch so viele Geschicht(ch)en auf dem Zettel, Bilder in der Kamera und Eindrücke im Kopf, die dann doch ihren Weg hierhier nicht mehr gefunden haben. Oder die Tornadoflüge, von denen uns Campbewohner erzählten, dann doch hier schon während des Gipfels.
Kann man sich für eine Neuauflage dieser Sache hier ja alles mal merken.
Nachtrag:Gerade noch bei YouTube entdeckt - ein technisches grauenhaftes Video über eine lustige Aktion. Etliche Dutzend Demonstranten machen sich lautstark während einer Live-Sendung von der NDR-Bühne in Kühlungsborn bemerkbar. Mitleid muss man aber mit der armen Moderatorin haben.
Ich hab immer noch keine Zeit für ein Gipfelblog-Fazit, und ich hab auch noch was in petto - aber jetzt fehlt wie immer die Zeit… Daher in Kürze (alles Süddeutsche Zeitung):
5.000 JournalistInnen an der Ostsee: Der G8-Gipfel war auch ein großes Medienereignis. Jochen Lüttich und Wiebke Dierkes vom Freien Sender Radio Unerhört aus Marburg haben die Arbeit der Journalisten kritisch begleitet. Nicht alles ist dabei optimal gelaufen, finden sie. Wir haben die zwei interviewt. (Achtung: Eine gekürzte Fassung dieses Gespräches ist auch in der taz erschienen.)
Was machen die Mädels (und Jungs) im weißen Outifit eigentlich hier? Kurz nachgefragt, gute Laune allenthalben und die Molli-Lok rauscht im Hintergrund.
Warten auf Wladimir im Briefing Room 4 im Obergeschoss. Eine ganze Menge Journalisten, Kameraleute und Fotografen ist direkt nach der Pressekonferenz der Bundeskanzlerin hier herein geströmt. Es ist heiß. Und wieder heißt es: Verfolgt vom Vorbild. Wir hatten das ja schon mal thematisiert: Immer wieder kreuzen sich hier unsere Wege mit denen von Thomas Roth und Ulrich Deppendorf. Wo wir sind, tauchen sie auch auf - oder umgekehrt?
Diesmal stehen sie direkt in meiner Nähe, ringsherum viel zu viele andere Leute für den Raum, der halb so groß ist wie der Saal, in dem Angela Merkel vorhin ihre große Zufriedenheit mit dem Gipfel verkündet hat. Roth hat einen Rucksack von Jack Wolfskin geschultert, ich trage eine Hose derselben Marke und wähne mich auf dem richtigen Weg, obwohl ich hier drinnen tierisch schwitze. Die beiden Anzugträger scheinen hingegen unbeeindruckt, Deppendorf fächelt sich lässig mit einem Papier Luft zu.
“Ganz schön was los hier”, meint der eine der Großen zum anderen, während der eher politisch Große weiter auf sich warten lässt. “Da ist auch viel Sightseeing dabei”, entgegnet der andere. Ich bin ertappt.
Für Thomas Roth auch auf dem Rückweg keine Ruhe. In der vollgestopften Molli muss er noch einem Reporter im Junge-Liberale-Outfit (der Frager, nicht Roth) ein Interview geben. Erst dann Zeit für eine Zigarette.
“Die Chance zu einem echten Fortschritt war da und ist vertan worden,” sagt Tobias Münchmeyer, Klimaexperte von Greenpeace. Für die Umweltaktivisten war der G8-Gipfel ein Flop. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist da anderer Meinung. Einen ganz wichtigen Schritt nach vorne, glaubt Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern getan zu haben. “Klar ist das ein Fortschritt”, sagte auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) gestern Nacht im ZDF. “Dass ein amerikanischer Präsident das Wort ‘Kyoto’ in den Mund genommen hat, ist seit sechs Jahren nicht mehr passiert.”
Auch die Zeitungen, die heute Morgen hier im Pressezentrum auslagen, sahen die Klimabeschlüsse nur bedingt als Durchbruch:
André Degbeon, Gründer von Afro-TV aus Berlin, ist mit den bisherigen Ergebnissen des G8-Gipfels alles andere als zufrieden. Warum, erzählte er uns heute morgen im Briefingzentrum.
Im Pressezentrum ist mir zu langweilig geworden. Draußen toben Schlachten, heißt es. Am Zaun sei die Hölle los. Ich starte meinen Feldversuch: mit dem Fahrrad zum Zaun - oder zumindest soweit es geht. Und das ganze in Zivil. Die gelbe Journalisten-Hundemarke verstecke ich unter meinem Hemd. Ich will ausprobieren, wie weit ich mit meinen Bürgerrechten komme. Schon eine Stunde später sollte ich mitten drin sein - in der Feldschlacht. Aber damit rechnet ja kein Mensch…
Oh, oh, oh - ob das Wellen in der Sell-out-sensiblen Blogger-Gemeinde schlägt, oder ob die gute Sache alles rechtfertig: Vier mehr oder weniger bekannte Blogszenenprotagonisten bloggten vom Konzert “Deine Stimme gegen Armut” in Rostock, MC Winkel, massenpublikum, Christoph’s Blog und AOL-Deutschland-Geschäftsführer Thorsten Ahlers, dessen Laden offenbar die ganze Aktion irgendwie sponsort. Ist ja an sich nicht schlimmes - aber Ahlers hat wohl auch noch einen fünften Bloghasen an Bord geholt - Cherno Jobatey himself.
Wenn’s irgendwo einen Link gibt, der die Entstehungsgeschichte dieses Quintetts erläutert - gerne in den Kommentaren mitteilen.
Auf einmal große Hektik hier im Pressezentrum. Kollegen grabschen ihre Sachen, rennen los. Rotoren dröhnen. Über die Bildschirme läuft im Laufbanner: “Zur Zeit kein Transfer nach Heiligendamm möglich?” Was ist los? Sitznachbarn wissen auch nicht mehr. Oder hat nur jemand seinen Bus verpasst?
Ach, so - der Russe kommt. Und der Ami auch. Bush und Putin haben ihr Tete-a-tete beendet und treten gemeinsam vor Fotografen und Kameraleute. Im Pressezentrum recken sich die Mikrofone den Bildschrirmen entgegen. Ob sich das lohnt? “Russia is a great country”, hört man gerade.
“George, come here, they want to take the picture!” - Nach diesen resoluten Worten unserer Bundeskanzlerin setzte sich die Gipfelfamilie zum Gruppenfoto in den Strandkorb. Rest der Geschichte und die noch spannendere Rückfahrt später.
15: 26 Uhr: “E i l G-8 erzielen Einigung beim Klimaschutz”, tickert dpa gerade. Alle Klimaschutzbemühungen sollen demnach in einen UN-Prozess münden. Wir sind gespannt auf weitere Details, die mit einer Zeitverzögerung von gefühlten 20 Minuten die Strecke Heiligendamm - Kühlungsborn zurücklegen.
Gerade haben wir uns am Strand mit den Aktivisten von Oxfam vergnügt. “Die Oxfam-Big Heads werden sich am Strand von Kühlungsborn erholen, anstatt dringend notwendige Schritte im Kampf gegen die weltweite Armut zu beschließen”, hieß es in der Ankündigung. [Update: Jetzt gibt es auch ein Video]