Klima und -anlagen
Die Kollegin Steffi Dobmeier hat uns aus dem Westflügel des Pressezentrums einen kleinen Gastbeitrag zugesteckt:
Jaja, es geht hier nicht nur um Demonstranten und wie sie Wege blockieren, es geht hier auch um Inhalte. Allen voran um das Klima, das die Europäer eher schützen möchten als Japan und die USA. Im Hotel Kempinski wird darüber diskutiert, hier wird darüber geschrieben.
Wir schreiben darüber, welche Energiesparlampen am besten wären, dass es künftig eine Geschwindigkeitsgrenze auf deutschen Autobahnen geben soll, dass auf Flüge eine extra Kerosinsteuer draufgeschlagen werden soll. Wir schreiben darüber, dass bis 2050 der CO2-Ausstoss um die Haelfte verringert werden soll und kommentieren bissig die Haltung der USA, die sich vehement dagegen sträubt. Wir sind die Klima-Gutmenschen, die in den Pausen Broetchen mit Bio-Salami essen und Kaffee aus fairem Handel trinken. Wir fühlen uns gut und haben das recht, uns über Klimasünder aufzuregen. Jawohl!
Und dann? Dann fahren wir mit unseren Mietautos (sechs Gaenge und mindestens 180 Km/h) vom Hotel zum Pressezentrum, sitzen vor unseren Computern, die Klimaanlage in den riesiegn Räumen laeuft, die Türen stehen offen, weit offen, hunderte Rechner laufen, auch wenn keiner dran sitzt. Und nachts, ja, selbst nachts, da brennen noch fast alle Tischleuchten auf den 5.000 Arbeitsplaetzen. Weit und breit keiner mehr, außer die amerikanischen Kollegen, die wegen der Zeitverschiebung noch arbeiten muessen. Keiner braucht die Lampen, aber sie brennen.
Und mir brennt die Sicherung durch.
Also gehe ich durch die Reihen und druecke gefühlte tausend Mal auf den Aus-Knopf. Klick. Klick. Nochmal klick. Meine gute Tat fuer heute. Sieht es auch jeder? Ich mache nicht alle Lampen aus, es wären um die 5.000, soweit geht mein Klimaschutz-Engagement dann auch nicht. Aber ich fühle mich ein bisschen besser, setze mich in Gedanken auf eine Stufe mit Herbert Grönemeyer und Bono von U2, und weiß, ich werde gut schlafen. Und morgen, da werde ich in meinen Artikeln wieder richtig über die USA und Japan herziehen.
2007-06-07 at 11.43 pm
[…] Standpunkte, viele Wahrheiten und vieles sehr unangenehm. Wie uns zum Beispiel das Gipfelblog an dieser Stelle darauf hinweist, dass wir uns gerne selbst als “Umwelt-Gutmenschen” sehen, […]