Evolution eines Arbeitsplatzes
Juni 6th, 2007 by Sebastian GerhardDer Schreibtisch wird voller und voller - genauso wie der Posteingang. Und Fiete hat sich auch grade wieder zurück ins Basislager zu uns geschlagen.
Der Schreibtisch wird voller und voller - genauso wie der Posteingang. Und Fiete hat sich auch grade wieder zurück ins Basislager zu uns geschlagen.
Stündlich treffen die Staats- und Regierungschefs hier ein. Herr Bush samt Gattin traf bereits gestern ein. Quelle: Bundesregierung.
Britta von den Tagesschau.de-Bloggern ist bei den Demonstranten dabei. Btw.: Glückwunsch zum 500sten-Beitrag.
Molli lahmgelegt, Journalisten werden über die Ostsee transportiert:
 Vor Antritt der nur wenige hundert Meter langen Seereise mussten die
Journalisten wegen der «Gefährlichkeit des Transportmittels» eine
Haftungsausschlusserklärung unterschreiben.
(Quelle: dpa)
Falls noch nicht gesehen: Umfangreiches Dossier zu G8-Gipfel bei politik digital.
Demonstranten blockieren die Molli-Bahnstrecke, mit der die Journalisten vom Pressezentrum in Kühlungsborn nach Heiligendamm gebracht werden. dpa vermeldet den Einsatz von Wasserwerfern und Tränengas gegen Demonstranten, nachdem tausende G8-Gegner östlich von Heiligendamm eine Zufahrtsstrasse zu erreichen versuchten. Fiete hat was von 6000 Demonstranten gehört. Autobahn 19 ist blockiert. Wir schicken Fiete ins Krisengebiet. Zeitgleich landet der Japanische Premierminister Shinzo Abe in Rostock-Laage.
12:32 Uhr: Die Grünen erklären den G8-Gipfelbereits vor dem offiziellem Beginn als gescheitert. Romano Prodi ist in der Anflugphase, Fiete im Auto.
Passend dazu heute morgen der Hinweis unseres Herbergsvaters: Das Morada Resort Kühlungsborn, in dem sich das Medienzentrum befindet, ist ein ehemaliges Erholungsheim. Zu DDR-Zeiten genossen hier die Genossen des Ministeriums für Staatsicherheit die Sommerfrische.
Angekommen im Pressezentrum - nach einer ungeplanten Pause mit Clown-Demonstration auf dem Weg hierher. Akkreditierung völlig problemlos - blaue Bändchen arbeiten hier im Service & machen übrigen Gedöns, graue Orga, gelbe sind Presse, grüne Security. Ich hab blau und gelb. Ausweise mit Foto, Hologramm und RFID-Tag.
Auf dem Weg zum Pressezentrum, laut Navi Ankunft in 3 Minuten, wurden wir von einer kleinen Demonstration mit ca. 300 Personen aufgehalten. Die Clown-Army-Fraktion war unübersehbar, wobei sich alle recht ruhig verhielten, und nur kleine Gruppen die typischen Parolen skandierten. Die Polizei setze trotzdem bis zur Klärung des wohl kurzfristig vom Legal Team eingereichten Antrags auf Demonstrationserlaubnis (oder wie das auch immer juristisch korrekt heisst) auf (de?)eskalierende Abschreckung durch massive Präsenz mit den Worten: “Wir ersetzen die bisherigen Beamten jetzt durch dicker angezogene”. Nach ca. einer dreiviertelstunde wurde die Demonstration dann doch noch zugelassen und durfte ihren Weg fortsetzen. Wir schafften es, uns mit noch einigen weiteren Wagen kurz vor der Gruppe Richtung Pressezentrum durchzuschlagen. Hier ein paar Fotografische Impressionen von Marco und Sebastian. Fiete hielt wacker die Kamera, sein Bericht folgt noch. Philipp hats leider verpasst, ihn hat die Deutsche Bahn festgehalten.
Hier gibts die Fotos: Read the rest of this entry »
In Second Life wurde das Kempinski ja virtuell nachgebaut, damit jeder mal die Chance hat, hintern den Zaun zu kommen. Am Mittwoch steigt dort - virtuell - die “Keine ruhige Nacht für Bush”-Party. Ankündigung der Veranstalter:
Da machen wir extrem laut Party. Der Grund: An diesem Tag wird der Präsident von Amerika im selben Gebäude Real Life schlafen. Doch wir glauben nicht das er ein Auge zubekommt!
Wir zählen auf Euch!
Gerade von Kai per Mail bekommen: Unter der schmissigen Domain Heiligendamm-Airstrike.eu kündigen zwei Menschen an, dass sie mit Fallschirmen auf dem Gipfel-Gelände landen wollen - ich hab da ja eher Zweifel, aber lassen wir uns überraschen. (Evtl. auch nur ne doofe PR-Nummer, die ich jetzt noch nicht verstanden habe, falls da jemand mehr weiß, bitte ich um Nachricht bzw. Kommentar.)
UPDATE: Wie die Kollegen vom Zeitblog gesehen haben, ist die Aktion nicht mehr auf der Seite beworben.
Meike war bei der Demo in Rostock dabei und beschreibt ihre Sicht der Dinge.
Hallo zusammen,
auch ich war gestern auf der Rostocker Großdemonstration, heute habe ich mich sehr über die Presseberichterstattung aufgeregt. Und unter dem Titel “Eine uninspirierte Latschdemo” eine “Gegendarstellung” geschrieben.Auszug:
“Liebe Pressekollegen, ich weiß, dass Ausschreitungen und kreativer Protest attraktive Schlagzeilen und Bilder machen. Kein User, Radiohörer und Zeitungsleser will unspannende Demoberichte konsumieren. Doch genau das war die Veranstaltung - in meiner Wahrnehmung.”
Der frisch gespreeblickte Alexander g-talkte mir gerade, dass das ganze linke Gesocks mal schön draußen bleiben kann. Richtig so, ihr Chaoten - wir wollen euch nicht. Wir acht Politiker und ein paar Journalisten wollen nämlich unter uns bleiben. Nix mit Streichelzoo, wie die elektronische Postille einer der Treffpunkte der militanten linken Szene gerade schrieb:
Die vierte gute Idee sehen wir derzeit an der Ostsee. Politiker
eingezäunt. Wenn jetzt das Volk noch nach Serengeti Park Manier mit
Offroadern durch das Gelände gefahren werden würde… toll.Ihr dürft die Politiker füttern, wir würden gerne wissen, was ihr auf
die Speisekarte schreiben würdet. Interaktion belohnen wir mit
Gästelistenplätzen in unserem schönen Etablissement.
Dann lieber zeitgemäß mit 5 bis 10 Leuten den Gipfel im Second Life stürmen, bis die Server glühen, und sicherheitshalber diese Nummer speichern. So, musste sein, Tag war lang…
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Satellitenfernsehen schauen sie sicher nicht: Das erste, was nach dem Verlassen der A20 in Richtung Heiligendamm in Sicht kommt, ist ein Polizeifahrzeug mit fetter Parabolantenne auf dem Dach, das sich auf dem Schotterparkplatz gegenüber der Autobahnausfahrt postiert. hat. Wofür sie benutzt wird, steht leider nicht auf der Schüssel. Dafür verrät sie aber die Herkunft der Beamten: “Hessische Polizei”.
Später sichte ich auch Bereitschaftspolizisten aus diversen anderen Bundesländern - Föderalismus live. Am besten gefällt mir die Bezeichnung der Einheit “Erwin/Eiche” (Niedersachsen, glaube ich). Die Polizeiwagen stehen auf Waldparkplätzen, vor Steakhäusern, provisorischen Massenunterkünften und in Einfahrten von offenbar angemieteten Ferienwohnungen. Hinter jeder zweiten Ecke, macht es den Eindruck - und dabei ist der Gipfel noch eine Weile weg. Globalisierungsgegner sind dagegen noch keine zu erblicken, weder Plakate noch sonst eine Spur von ihnen.
Ein Stau auf dem Behindertenparkplatz ist allerdings auch nicht zu sehen.