Gewinner und Verlierer
Juni 23rd, 2007 by Marco MaasAlexander hat sich einmal die Spielregeln für das Heiligendamm-Game angeschaut. Fazit: Sowohl Polizei als auch Demonstranten haben gewonnen - irgendwie…
Alexander hat sich einmal die Spielregeln für das Heiligendamm-Game angeschaut. Fazit: Sowohl Polizei als auch Demonstranten haben gewonnen - irgendwie…
Während der Autoresizer gerade die Bilderauswahl für die Soundslides-Show runterskaliert, einmal für die Weltöffentlichkeit ein Auszug aus den Erlebnissen der vergangenen - kurzen - Nacht. Arbeit bis kurz nach Null, Anglernazi mit Eisernem Kreuz auf Brücke getroffen, Taxifahrer mit Baseball-Schläger (”Solange ich einen Ball im Handschuhfach habe, gilt das als Sportgerät” (und zeigt uns stolz denselbigen) oder “Der dient nur zur Provokation”), der gestorbenen Autobatterie, die morgen früh ausgetauscht wird und uns ein Einschlafen erst gegen drei Uhr morgens ermöglich hat, Thomas Roth, der uns stalkt (er hätte nur fragen müssen, wir hätten ihn mitbloggen lassen), Mandy, Cindy und Jaqueline im Service, Kevin in der Küche, illustre Runde mit den übrigen Gipfelbloggern, dem Kollegen Svensson und der hochgeschätzten Gastbloggerin Steffi.
Gerade haben wir uns am Strand mit den Aktivisten von Oxfam vergnügt. “Die Oxfam-Big Heads werden sich am Strand von Kühlungsborn erholen, anstatt dringend notwendige Schritte im Kampf gegen die weltweite Armut zu beschließen”, hieß es in der Ankündigung. [Update: Jetzt gibt es auch ein Video]
Britta von den Tagesschau.de-Bloggern ist bei den Demonstranten dabei. Btw.: Glückwunsch zum 500sten-Beitrag.
Molli lahmgelegt, Journalisten werden über die Ostsee transportiert:
 Vor Antritt der nur wenige hundert Meter langen Seereise mussten die
Journalisten wegen der «Gefährlichkeit des Transportmittels» eine
Haftungsausschlusserklärung unterschreiben.
(Quelle: dpa)
Falls noch nicht gesehen: Umfangreiches Dossier zu G8-Gipfel bei politik digital.
Demonstranten blockieren die Molli-Bahnstrecke, mit der die Journalisten vom Pressezentrum in Kühlungsborn nach Heiligendamm gebracht werden. dpa vermeldet den Einsatz von Wasserwerfern und Tränengas gegen Demonstranten, nachdem tausende G8-Gegner östlich von Heiligendamm eine Zufahrtsstrasse zu erreichen versuchten. Fiete hat was von 6000 Demonstranten gehört. Autobahn 19 ist blockiert. Wir schicken Fiete ins Krisengebiet. Zeitgleich landet der Japanische Premierminister Shinzo Abe in Rostock-Laage.
12:32 Uhr: Die Grünen erklären den G8-Gipfelbereits vor dem offiziellem Beginn als gescheitert. Romano Prodi ist in der Anflugphase, Fiete im Auto.
Angekommen im Pressezentrum - nach einer ungeplanten Pause mit Clown-Demonstration auf dem Weg hierher. Akkreditierung völlig problemlos - blaue Bändchen arbeiten hier im Service & machen übrigen Gedöns, graue Orga, gelbe sind Presse, grüne Security. Ich hab blau und gelb. Ausweise mit Foto, Hologramm und RFID-Tag.
Angekommen, akkreditiert, die erste Demo mit den Protestclowns und der Polizei erlebt.
Der Ort: größtenteils ruhig, nur um das große G8-Pressezentrum ist etwas mehr los. Aber auch keine Journalistenhorden, die die Restaurants bevölkern. Dafür immer wieder parkende Polizisten, wartende Polizisten, Polizisten-Postenreihen.
“Ist ja gar nichts los hier, ihr hättet mal letzte Woche da sein soll”, meint eine Frau, die ihren Hund ausführt: “So’n Aufriss wegen den paar Leuten.” “Wir haaaa-beeen Lan-ge-wei-le” tönen passend vier entgegenkommende, radelnde Bierfreunde und Bierfreundinnen.
Auf dem Fußweg durch den Stadtwald zwischen Kühlungsborn-Ost und Kühlungsborn-Ost eine skurrile Situation. Kollege Dudek ruft an: Den haben wir mit der Bahn fahren lassen, ein Zug ist schon ausgefallen, jetzt sitzt muss er noch mal in Wismar umsteigen. Dort treiben sich ebenfalls g8-kritische Clowns herum, jonglieren an den Gleisen. Die Polizei naht, um sie zu verscheuchen. Während er mir das erzählt, knattert über mir der einer der Hubschrauber, die hier allenthalben kreisen. Und dreißig Meter vor mir huscht im selben Moment ein Reh auf den Pfad, bleibt kurz stehen und verschwindet auf der anderen Seiten im Gebüsch. Dreißig Sekunden später die selbe Szene mit einem zweiten Reh.
Okay - das war im Stadtwald. Richtig verblüfft bin ich aber am Abend etwas später: Während auf der Ostseepromenade Journalisten vorbei an alle 100 Meter qeparkten Polizeiautos Richtung Pressezentrum wandern, flitzt in der hereinbrechenden Dunkelheit ein leibhaftiges Wildschwein durch den schmalen Grünstreifen, der die Promenade vom Strand trennt.
Der frisch gespreeblickte Alexander g-talkte mir gerade, dass das ganze linke Gesocks mal schön draußen bleiben kann. Richtig so, ihr Chaoten - wir wollen euch nicht. Wir acht Politiker und ein paar Journalisten wollen nämlich unter uns bleiben. Nix mit Streichelzoo, wie die elektronische Postille einer der Treffpunkte der militanten linken Szene gerade schrieb:
Die vierte gute Idee sehen wir derzeit an der Ostsee. Politiker
eingezäunt. Wenn jetzt das Volk noch nach Serengeti Park Manier mit
Offroadern durch das Gelände gefahren werden würde… toll.Ihr dürft die Politiker füttern, wir würden gerne wissen, was ihr auf
die Speisekarte schreiben würdet. Interaktion belohnen wir mit
Gästelistenplätzen in unserem schönen Etablissement.
Dann lieber zeitgemäß mit 5 bis 10 Leuten den Gipfel im Second Life stürmen, bis die Server glühen, und sicherheitshalber diese Nummer speichern. So, musste sein, Tag war lang…